Soeben präsentierte das
Duo EDAN seine erste gemeinsame CD „Von ungarischer und jüdischer Seele“, die
beim Wiener Label Gramola erschienen ist. Ab kommenden Herbst werden beide
Künstlerinnen neben ihrer internationalen Konzerttätigkeit auch als
Professorinnen am Aufbau der ersten palästinensischen Musikhochschule, dem Al-Quds
University College of Music in Jerusalem, beteiligt sein.
K und K Wien sprach mit
den vielseitigen Musikerinnen über den „perfekten“ Partner, Ursprünge und Chancen
der Musik.
Was macht die/den
idealen Kammermusikpartner aus?
Zádory: Ein idealer Partner in der Kammermusik besteht darin, dass man dieselbe Wellenlänge hat. Das ist für mich wie ein und dieselbe Sprache zu sprechen, sogar denselben Herzschlag zu spüren!
Zádory: Ein idealer Partner in der Kammermusik besteht darin, dass man dieselbe Wellenlänge hat. Das ist für mich wie ein und dieselbe Sprache zu sprechen, sogar denselben Herzschlag zu spüren!
Dombrovska: Das wichtigste ist,
dass man einander versteht und akzeptiert, nicht nur musikalisch, sondern auch
menschlich.
Weiß man auf Anhieb, dass
man den/die richtige Duo-Partner/in gefunden hat oder erarbeitet man sich
dieses Gefühl im Laufe der Zeit?
Dombrovska:
Man kriegt schon auf Anhieb einen ersten Eindruck vom zukünftigen
Kammermusikpartner, eine gewisse Sympathie spielt ebenfalls eine Rolle. Aber das
Gefühl, dass man mit der „richtigen“ Person zusammen musiziert, kommt erst im
Laufe der Zeit, wenn man einander näher kennenlernt.
Zádory: Einen „richtigen“ Menschen zu
finden in der Musik ist vergleichbar damit, einen richtigen Menschen zu finden in einer Beziehung. Der erste Eindruck ist sehr wichtig, aber die Entscheidung
über einen längeren gemeinsamen Weg wird durch die Zeit und das gegenseitige
Entdecken gefällt!
Soeben ist Eure erste gemeinsame CD erschienen. Im Booklet beschreibt Ihr eine "Ambivalenz aus Gefühlen", die nicht fassbar ist, die aber in der Musik Ausdruck findet und vermag "auf dem dünnen Seil zwischen Leidenschaft und Trauer zu tanzen". Wie fandet Ihr die Stücke, die diesen Tanz entstehen lassen? Oder fanden die Stücke Euch?
Zádory: Naja, das kann man so
oder so sehen. Wer findet wen? Die Situation ist für mich sehr ähnlich wie das
Spiel „Blinde Kuh“. Derjenige, der die Augen zu hat, könnte ein Musiker sein -
der noch nicht thematisch sucht, sondern einfach spielt was gerade gebraucht
wird….aber er sucht und das ist bereits ein Schlüssel zum finden. Ich glaube
man ist darauf angewiesen, dass man in unserer chaotischen Welt systematisch
sucht!
Dombrovska: Gewisse Stücke haben
wir schon wirklich gesucht. Nicht alle haben uns gefallen oder überzeugt. Die
aber, die wir auf unserer CD eingespielt haben, sind alle unsere Lieblingsstücke.
Euer Zugang zur Musik läuft über eine sehr persönliche Komponente. Wann ist der Moment, ab welchem man das Entstandene mit dem Publikum teilen möchte?
Zádory: Auf jeden Fall ist der
Moment dann gekommen, wenn man technisch gut vorbereitet ist. Die Musik ist eine
wunderbare Sache, die zum Teil auf der Bühne geboren wird. Ein Bruchteil muss
auf der Bühne mit dem Publikum aufblühen. Ich glaube ohne das wäre die Musik auf
keinen Fall vollkommen!
Dombrovska: Natürlich teilt man in
jedem Konzert etwas mit dem Publikum. Jedes Konzert spielt man anders und man
entdeckt etwas anderes. Deswegen ist auch für uns jedes Konzert wie eine neue
Reise, auch wenn die gleichen Werke gespielt werden.
Ihr nehmt immer wieder
Bezug auf die Wurzeln Eurer Herkunft. Wie prägt die Kultur aus der man kommt
den Spielstil?
Dombrovska: Die Werke auf unserer
CD sind sehr eng mit dem Ursprung der Musik eines Volkes verbunden. Die
Komponisten respektierten diese Kulturen und deren Volksmusik. Sie haben den Ursprung
der Musik strukturiert und auf Papier gebracht ohne deren Ausdruck zu
versteinern. Somit haben sie diese Werke für die nachfolgenden Generationen
greifbar gemacht.
Zádory: Ich finde, dabei gibt es
etwas ganz Persönliches, das man auf jeden Fall vermitteln muss. Herkunft und
Kultur machen viel aus, aber man muss darüber hinaus kommen. Die eigene Kultur
ist wie die eigene Identität, was wir leider zunehmend verlieren werden. Die
Musik soll, wie auch durch die Muttersprache, unsere Kultur und Herkunft erklingen
lassen.
Inwieweit bringt jede
von Euch ihren eigenen Stil in das Spiel ein? Erwächst aus den verschiedenen
Farben und Vorstellungen ein neuer gemeinsamer Stil wenn ihr zu zweit spielt?
Dombrovska: Dadurch, dass wir
sehr unterschiedlich sind, sowohl als Menschen als auch als Musiker, bringt
jede etwas Eigenes ein. Aber es muss zusammenpassen, daran arbeiten wir immer
weiter.
Zádory: Ich glaube ein Team
zeichnet sich dadurch aus, dass die Spieler trotz eines gemeinsamen Konzepts
ihre Persönlichkeit beibehalten können, welche der Musik ihre gewisse Würze
verleiht. Bei uns scheint das hervorragend zu funktionieren!
Verändert sich der
Zugang und die Interpretation der Stücke im Laufe der Zeit?
Dombrovska:
Sehr! Wie gesagt entdecken wir jedes Mal, wenn wir zusammen proben oder ein
Konzert spielen immer wieder etwas Neues. Und natürlich, im Laufe der Zeit, verändern
sich damit das Gefühl und der Zugang zu einem Werk.
Zádory:
Ich glaube, das ist ein natürlicher Prozess. Wir verändern uns ja auch ständig
im Leben - Gott sei Dank! Wir bleiben nicht die Gleichen. Und dies
passiert auch je öfter wir durch ein Stück reisen, umso mehr wir davon sehen
und erfahren. Wir werden zunehmend klarer sehen und das ist eine phantastische
Möglichkeit! So wie ein Obst mit der Zeit einfach reift…oder wie ein alter
Mensch erfahrener und weiser wird.
Wie wichtig sind die
Reaktionen des Publikums während Ihr spielt? Was spürt ihr diesbezüglich?
Zádory:
Ein Publikum ist wie ein Echo in einem Wald. Du schreist und wartest, dass
Deine Stimme zurückkehrt!
Dombrovska: Es ist immer schön,
wenn man spürt, dass wir in den Leuten etwas bewegen! Man spürt es nicht im
Applaus, sondern während des Spieles.
Ihr seid beide als
Künstlerinnen international aktiv, habt aber auch Erfahrungen im Unterrichten
gesammelt, unter anderem im Iran und in Österreich. Ab Herbst 2012 werdet Ihr
beide eine Gastprofessur in Jerusalem annehmen und am Aufbau der ersten
palästinensischen Musikhochschule beteiligt sein. Was erwartet Ihr Euch von
dieser Aufgabe?
Dombrovska: Ich freue mich sehr,
dieses Land und die Leute näher kennenzulernen. Und natürlich ist es ein tolles
Gefühl wenn man mit Menschen und Musikern eigene Erfahrungen in der Musik
teilen kann. Es ist auch ein schönes Gefühl Pionier zu sein, den Leuten
etwas Neues zu bringen, etwas zu
bewegen!
Zádory: Unterrichten ist für mich
immer eine positive Herausforderung. Ohne die Kandidaten zu kennen… einfach auf
eine gemeinsame Reise aufzubrechen. Man sieht beim Unterrichten nie das Ende
des Weges. Umso mehr erweckt es einen ständigen Energiefluss und damit die
Kraft, um weiter zu kommen!
Welche Chancen hat die
Musik und im Besonderen die Kammermusik, um Menschen zu berühren?
Zádory: Über die Chancen habe ich
noch nie nachgedacht. Ich glaube man macht es aus einer Überzeugung heraus und
fragt sich selten was man damit bewirkt. Ich weiß nur eines: authentische Interpretation spricht für sich!
Menschen sollen uns auf unserer musikalischen Reise folgen, dazu sind sie herzlich
eingeladen!
Dombrovska: Es ist dabei egal, ob
es sich um Kammermusik, Solo, Chanson, Rock oder Reggae handelt. Jeder findet
für sich die Musik, die ihn berührt. Egal welche Musikrichtung man macht, das
Wichtigste ist, es muss authentisch und ehrlich sein.