Dienstag, 30. Oktober 2012

MARTIN HORNSTEIN – lebendige Spuren eines Ausnahmekünstlers


Martin Hornstein, © Christian Jungwirth








Vor drei Jahren verstarb der Wiener Cellist Martin Hornstein. Am 1. November hätte der 1954 in Wien geborene Künstler Geburtstag gefeiert. Für viele in der internationalen Musikwelt bleibt er als einzigartige Persönlichkeit, in künstlerischer wie menschlicher Hinsicht, lebendig. Unvergessen sind seine Virtuosität, künstlerische Phantasie, sein musikalischer Eigensinn, seine schier mitreißende Liebe zur Musik und unbändige Freude an Spiel und Interpretation. Ein Kammermusiker, der vermochte wahrhaft hinzuhören, Aufmerksamkeit zu schenken und Publikum, Kollegen und Schüler zu beflügeln.

Zu den vielen Spuren des Ausnahmekünstlers zählen neben einer vielseitigen Diskographie, die bereits dritte Vergabe des Martin Hornstein Interpretationspreises bei den Internationalen Musiktagen Bad Leonfelden sowie die Restaurierung eines Hammerflügels aus dem Jahre 1863 aus seinem Nachlass.

Martin Hornstein, © Christian Jungwirth


Martin Hornstein – Stationen seines Lebens


Martin Hornsteins einflussreichste Lehrer waren Valentin Erben an der Wiener Musikuniversität und Harvey Shapiro an der Juilliard School in New York. Dem intensiven Kontakt zum Alban Berg Quartett verdankte der Cellist frühe kammermusikalische Impulse. Noch während des Studiums begann Martin Hornstein seine Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker mit Tourneen in Europa und Japan.

Von 1985 bis 1993 war er Cellist des Wiener Schubert Trios und von 1994 bis 2004 Mitglied des Altenberg Trios Wien. In diesen Formationen gab er weit über tausend Konzerte in allen wichtigen Musikzentren der Welt, u. a. im Teatro alla Scala Mailand, im Concertgebouw Amsterdam, bei den Salzburger Festspielen, Wiener Festwochen, Wigmore Hall London, beim Kammermusikfest Lockenhaus, bei der „styriarte“ Graz und im Rahmen regelmäßiger Abonnement-Zykluskonzerte bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien im Brahmssaal. 
 

Seit 2000 nahm die musikalische Partnerschaft mit der Pianistin Janna Polyzoides breiten Raum ein. Die zahlreichen gemeinsamen Auftritte zeichneten sich stets durch besondere Stimmigkeit aus, die die beiden Künstler in Regionen nicht alltäglicher Mitteilungskraft und Ausdrucksstärke vordringen ließ.


Duo Hornstein-Polyzoides, © Christian Jungwirth

 
Die Zusammenarbeit mit dem Lyriker Semier Insayif führte zu vielen Auftritten mit den Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach und Gedichten und Prosatexten des Autors.


Semier Insayif und Martin Hornstein © Leo Fellinger


Die Diskographie des Cellisten umfasst zahlreiche CD-Einspielungen mit den Ensembles Wiener Kammermusiker, Wiener Schubert Trio, Altenberg Trio Wien sowie Soloaufnahmen. Zuletzt erschien eine Aufnahme mit drei Solosuiten von Johann Sebastian Bach, kombiniert mit Gedichten von Semier Insayif („lybellen tänze“), sowie eine Doppel-CD mit Kammermusik des Komponisten und Freundes Klaus Johns in Kollaboration mit Mitgliedern des Kölner Streichsextetts und des Klangforum Wien.

Als Lehrer war Martin Hornstein regelmäßig bei internationalen Meisterkursen tätig und leitete eine Kammermusikklasse sowie eine Soloklasse am Konservatorium Wien Privatuniversität. 


Martin Hornstein und die Camerata Polyzoides

Martin Hornstein Interpretationspreis

Bereits zum dritten Mal wurde bei den Internationalen Musiktagen Bad Leonfelden der Martin Hornstein Interpretationspreis vergeben, ein Ehrenpreis der von den Dozenten vergeben und beim Abschlusskonzert der Musiktage feierlich an den Gewinner überreicht wird.

Gewinner des Martin Hornstein Interpretationspreises sind bisher:

2010: Anastazija Vezonik (Slovenien), Jahrgang 1993, Klavier

2011: Peter Fritz (Deutschland), Jahrgang 1997, Violine

2012: Michael Polyzoides (Österreich), Jahrgang 1994, Violoncello


Die Wiederbelebung eines Hammerflügels

Janna Polyzoides am Hammerflügel aus Hornsteins Nachlass, 
© Alfonso Soler


Janna Polyzoides, Pianistin und Partnerin von Martin Hornstein, ist im Besitz eines Wiener Hammerflügels aus dem Nachlass von Martin Hornstein. Sie veranlasste 2011 die Restaurierung des von Johann Baptist Streicher & Sohn im Jahre 1863 gebauten Instruments im Klavieratelier von Gert Hecher, einer Werkstatt zur Restaurierung historischer Klaviere. Heute erstrahlt und erklingt das Instrument wieder in voller Pracht und wird von Janna Polyzoides auch anderen Künstlern und Festivals wie der „styriarte“ zur Verfügung gestellt.


Martin Hornstein - Diskographie:

1983 - F. Schmidt: Quintett A-Dur (Wiener Kammermusiker, Preiser)
1984 - F. Schubert: Forellenquintett A-Dur D 667 (Wiener Kammermusiker)
1985 - J. Brahms: Sonate op. 78 / H. Pfitzner: Sonate op. 1 (mit E. Jakab, Preiser)
1985 - F. Schubert: Sonate für Arpeggione a-Moll (mit E. Jakab, Preiser)
1997 - M. Reger: Sonate op.116 / J. Brahms: Sonate op. 99 (mit C.-C. Schuster, Koch)
2005 - J. S. Bach: 3 Suiten für Violoncello solo zusammen mit dem Gedichte –Zyklus „libellen tänze“ von Semier Insayif (Haymon Verlag)
2006 - Klaus Johns: Komponistenportrait (2 CDs, Extraplatte)


mit dem Wiener Schubert Trio:
1986 - A. Zemlinsky: Trio op. 3 / E. Grieg: Andante / D. Schostakowitsch: Trio op. 8 (Pan/Menuett)
1986 - S. Rachmaninoff: Trio op. 9 (Pan/Menuett)
1986 - E. Chausson: Trio op. 3 / C. Debussy: Trio (Pan/Menuett)
1986 - F. Schubert: Trio op. 99 (Pan/Menuett)
1990 - W. A. Mozart: Sämtliche Klaviertrios (2 CDs, EMI)
1991 - F. Schubert: Sämtliche Klaviertrios (2 CDs, OeNB)
1992 - W. Pirchner: „Heimat“, „Shalom“, „A Taste of Life“, „Wem gehört der Mensch?“ (EU)


mit dem Altenberg Trio:
1996 - F. Schubert: Trio op. 100, Adagio (Notturno) op. 148 (Live-Aufnahme)
1996 - M. Kagel: Trio 1984/85 / E. Widmer: The last Flower (mit David Cameron)
1996 - P. Juon: sämtliche Klaviertrios (2 CDs)
1997 - R. Schumann: Sämtliche Klaviertrios / Schumann/Kirchner: Skizzen op. 56 (2 CDs)
1997 - W. A. Mozart: Trio KV 564 / L. v. Beethoven: Trio op. 1 Nr. I / J. Haydn: Trio Hob.XV:39
1998 - M. Ravel: Trio en la / G. Fauré: Trio op. 120 / F. Martin: Trio 1925
1998 - C. Ives: Trio 1929 / A. Copland: „Vitebsk“ / L. Bernstein: Trio 1937
1999 - J. Brahms: Sämtliche Klaviertrios (2 CDs)
2001 - H. Pfitzner: Trio op. 8 / A. Schönberg/E. Steuermann: „Verklärte Nacht“
2003 - F. Mendelssohn Bartholdy: Trios op. 49 und op. 66
2003 - C. Saint-Saëns: Trios op. 18 und op. 92


Die Aufnahmen des Altenberg Trios sind bei Vanguard Classics, nach dem Verkauf an Challenge bei Challenge Classics erschienen.

Weiterführende Links:


  

Petra R. Klose, Wien, Oktober 2012